Auf Einladung des Mittelbayrischen Zimmerstutzenschützenverbandes fand am 20. November 1927 im Nebenzimmer der Gaststätte „Zum Ochsen“ eine Besprechung zur Gründung eines Zimmerstutzengaues statt. Eingeladen wurden 22 Schützenvereine, von denen 11 Vereine anwesend und zwei Vereine entschuldigt waren. Die Abstimmung über eine Gaugründung wurde durch Zuruf vorgenommen. Von den 11 anwesenden Vereinen stimmten acht Vereine mit einem „Ja“, ein Verein mit „Nein“, zwei Vereine sagten unter Vorbehalt zu. Die zwei entschuldigten Vereine gaben ihre Zustimmung bereits vor der Zusammenkunft. Als provisorischer Gauschützenmeister wurde der Waffenhändler Otto Zeitlinger bestimmt.
13 Vereine beteiligten sich am 20.11.1927 an der Abstimmung zur Gaugründung:
Adelschlag, Breitenfurt, Eichstätt-Wittelsbach, Eichstätt-Heimerbräu, Gammersfeld, Kaldorf,
Konstein, Obereichstätt, Ochsenfeld, Pietenfeld,
Pollenfeld, Titting und Wasserzell.
Die offizielle Gründungsversammlung mit der Wahl des Gauschützenmeisteramtes war dann am 8. Januar 1928 im Ochsbräu. Die Delegierten aus neun Vereinen gründeten den Gau I Eichstätt.
Auszug aus dem Gründungsprotokoll vom 8. Januar 1928
Fünf Jahre verblieben dem jungen Schützengau an den gesteckten Zielen und Aufgaben zu arbeiten. Maßgeblich wurden in dieser Zeit die Gau- und Volksfestschiessen vorbereitet. Das Gauschützenmeisteramt wurde während dieser Zeit immer wieder bestätigt.
Einen Monat nach der Ernennung Adolf Hitler zum Reichskanzler (30. Januar 1933) finden wir mit der Delegiertenversammlung im Gasthaus Heimerbräu am 2. April 1933 den letzten Eintrag im Protokollbuch des Schützengau 1 Eichstätt.
Die Machtübernahme der Nationalsozialisten hatte auch Auswirkungen für den Gau Eichstätt und seinen angeschlossenen Vereinen. Es waren nicht nur äußerliche Veränderungen wie der Hitler Gruß, das Hissen der Hakenkreuzfahne, Zwangsverpflichtungen, verbindliche Schulungen oder Parteimitgliedschaft zu sehen. Die Gleichschaltung aller Verbände, Gaue und Vereine und die Unterwerfung von Kultur, Religion und Wirtschaft unter der Macht des Staates nach dem Führerprinzip begann. Jeder einzelne hatte sich unterzuordnen.
Im Mai 1933 wurde durch Verfügung des Reichssportkommissars der Zusammenschluss aller Schießsport treibenden Verbände zum „Deutschen Schützenverband“, einem Unterverband des „Reichsbundes für Leibesübungen“ angeordnet.
Die angeschlossenen Vereine hatten noch eine Schonfrist bis zum 1. Quartal 1935. Vereine die bis dahin keine Anmeldung beim „Deutschen Reichsbund für Leibesübungen“ bestätigten und zugleich die Einheitssatzung anerkannten, wurden aufgelöst und das Vereinsvermögen beschlagnahmt.
Nach der Gleichschaltung des Sports im Deutschen Reichsbund für Leibesübungen wurden von den Nationalsozialisten Dietwarte zum weltanschaulichen Aufpassen in den Verbänden und Vereinen eingesetzt. Aus einem Gauschützenmeister wurde ein Unterkreisleiter, aus einem Schützenmeister ein Vereinsführer.
Vereinsführerwahlen (Schützenmeisterwahlen) die vor dem 30. Januar 1933 stattgefunden haben, wurden annulliert und mussten nachgeholt werden. Gewählt wurde auch nur noch der Vereinsführer, der seine Mitarbeiter bestimmte. Der Vereinsführer musst vom Kreisleiter bestätigt werden, vorausgesetzt die politische Gesinnung stimmte.Sicher gab es Vereine, die dieser Ideologie folgten und dadurch ihr Fortbestehen retteten. Einige Vereine blieben leider auch auf der Strecke, und mussten ihren Schießbetrieb einstellen.
1934 teilte man die Bayerischen Schützenvereine in 3 Gaue auf: Gau Hochland, Gau Franken und Gau Bayerische Ostmark des Deutschen Schützenbundes. Es gab keinen Bayerischen Schützenverband mehr. Wie sich die Verteilung der Vereine des ehemaligen Schützengaus 1 Eichstätt zu den neu aufgestellten Gauen verhielt, konnte nicht ermittelt werden. Lediglich von Gammersfeld ist durch ein Schreiben an Zeitlinger bekannt, das die Versicherungsbeiträge für 1936 an den Gau Hochland abgeführt wurden. Die meisten Vereine dürften jedoch dem Gau Bayerische Ostmark zugeführt worden sein.
Beim Gau Bayerische Ostmark war Otto Zeitlinger als Unterkreisleiter tätig. Ohne finanzielle Unterstützung bestand seine Hauptaufgabe den Kontakt zu den Vereinen aufrechtzuerhalten. Mehrmals bemängelte er den Missstand, er könne auf Dauer aus seinem Privatvermögen diese Zuarbeit nicht mehr aufrecht erhalten.
Otto Zeitlinger verstarb 1941 ?
Otto Zeitlinger in seiner Büchsenmacherwerkstatt, datiert 1928
Aufbruchstimmung - Neuanfang
Nach Gesetz Nr.16 der Alliierten Hohen Kommission mussten 1945 alle Waffen abgeliefert werden. Im umstrittenen Kontrollratsgesetz Nr. 8 hieß es: „Jegliche Tätigkeit von Vereinen und Verbänden, Gruppen und Einzelpersonen, die mittelbar und unmittelbar die Grundsätze, Technik und Mechanik des Krieges lehrt, oder sie für eine kriegerische Handlung vorbereitet, ist verboten und wird hiermit für gesetzwidrig erklärt“.
Als später die Alliierten etwas klarer um die wirklichen Verhältnisse wussten, ergaben sich Lockerungen. Treffen der alten Schützenbrüder wurden unter der Voraussetzung gestattet, das weder „die militärische Tradition gepflegt“ noch „der Schießsport oder die Ausbildung mit neuzeitlichen Waffen“ betrieben wird. Es begann sich in Bayern bald einiges zu regen. Die Gründung des BSSB am 23. September 1950 als neuen Dachverbandes, und die Gliederung in 8 Bezirksverbänden ermöglichte letztendlich auch die Wiedergründungen von Gauen.
Über eine offizielle Wiedergründung des Schützengau 10 konnte nichts in Erfahrung gebracht werden. Alois Wittig schreibt in seiner Dokumentation „ Mit Schützengruß und Handschlag“ das der 1. Schützenmeister der FSG Eichstätt Karl Hoffmann (war bei der Gaugründung Schriftführer) die Gaugeschäfte von 1950 bis zur Wahl des Gauschützenmeisteramtes führte.
Auch über eine Wahl des ersten Gauschützenmeisteramtes fehlen Unterlagen. Eine erste dokumentierte Gauausschußsitzung war erst am 7. Mai 1955 im Nebenzimmer des Hotel Adler.
Die ersten Aktivitäten war 1954 in Zusammenhang mit dem Königsschießen der FSG Eichstätt die Durchführung des 1. Gauschießen, und ein Jahr später die Einführung der Gaumeisterschaften.
Verantwortlich für den Inhalt
Robert Morgott, Gauchronist